Wissen Sie wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Ihr Haus direkt von einem Blitz getroffen wird? Eins zu sechs Millionen. Da ist nicht verwunderlich, dass nach Schätzungen des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik lediglich 30 Prozent der deutschen Wohngebäude mit einem Blitzableiter ausgerüstet sind. Unter Blitzableiter verstehen wir allgemein die Kombination einer Fangeinrichtung auf dem Dach, Ableitungen an den Seiten des Gebäudes und der sicheren Erdungsanlage. Das Prinzip des Blitzableiters ist schon über 250 Jahre alt. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurden an Kirchtürmen und anderen hohen Gebäuden die ersten Fangeinrichtungen für Blitze angebracht. Als Erfinders gilt der amerikanische Wissenschaftler, Politiker und Gründervater der Vereinigten Staaten Benjamin Franklin.

Gesetzlich sind Hausbesitzer in Deutschland auch nicht verpflichtet, einen Blitzableiter am Gebäude zu installieren. Nur Gebäude, die durch ihre Lage, Funktion oder Bauart besonders gefährdet sind, wie beispielsweise Hochhäuser, Krankenhäuser oder Häuser mit Strohdach, müssen mit einem entsprechenden Blitzschutz ausgestattet sein. Wenn der Blitz aber doch ins Haus einschlägt, sind die Schäden in den meisten Fällen katastrophal. Sofern Sie also zu den zwei Dritteln der Deutschen gehören sollten, die noch keinen Blitzableiter besitzen, sollten Sie den vergleichsweise geringen Anschaffungsaufwand und –preis gegen das mögliche Schadenpotenzial abwägen. Ein Schadenpotenzial das im Ernstfall existenzgefährdend sein kann.

Blitzableiter sind bei Überspannung machtlos

Doch nicht immer muss ein Blitz direkt ins Haus einschlagen, um großen Schaden anzurichten. Sehr viel häufiger werden bei Versicherungen Überspannungsschäden gemeldet. In einem solchen Fall wirkt die ungeheure Energie eines Blitzeinschlags in einigen Kilometern Entfernung über elektrische Leitungen und Datenverbindungen wie beispielsweise das Telefonnetz. Je nach Entfernung des Blitzeinschlags treten dabei so hohe Spannungen im Netz auf, dass empfindliche elektronische Anlagen und Geräte im Haushalt nicht nur beschädigt oder zerstört, sondern in Folge von Kurzschlüssen sogar in Brand gesetzt werden können. Da der durchschnittliche deutsche Familienhaushalt laut Informationen des TÜV Süd mittlerweile mit elektronischen Geräten im Wert von etwa 15.000 Euro ausgestattet ist, hat das Schadenpotenzial von Überspannungsschäden in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

Vorsicht beim Versicherungsschutz

Die meisten Versicherungen bieten in ihren Gebäudetarifen zwar eine Absicherung gegen Schäden durch direkten Blitzeinschlag, doch längst nicht alle Hausrattarife schützen Sie auch bei Überspannungsschäden. Und wenn Ihre Hausratversicherung Schäden durch Überspannungen abdeckt, kann es sein, dass Sie als Versicherungsnehmer dazu verpflichtet sind, entsprechende Schutzeinrichtungen in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung zu installieren. Werfen Sie also nochmal einen genauen Blick in Ihre Versicherungsbedingungen, um im Ernstfall nicht ohne Absicherung dazustehen.
Wie schütze ich meinen Haushalt effektiv vor Überspannungsschäden?
Glücklich ist, wer sich während eines Gewitters zuhause befindet, denn die sicherste Variante ist noch immer alle elektronischen Geräte von Strom- und Datennetzen zu trennen. Natürlich kann das keine dauerhafte Lösung sein. Glücklicherweise existieren seit geraumer Zeit spezielle Systeme für den sogenannten inneren Blitzschutz, womit Spannungsspitzen an Verteilerkästen und auch direkt vor Endgeräten abgeleitet werden können. Seit Oktober 2016 ist ein solcher Überspannungsschutz in Neubauten sogar Pflicht.

Ganz günstig ist ein professioneller Überspannungsschutz nicht, wobei Fachleute häufig unterschiedliche Varianten von Schutzsystemen anbieten. Umfassende Blitzschutzsysteme für das gesamte Haus kosten zwischen 2.500 und 3.000 Euro. Vor der Anschaffung sollten Sie sich fragen, welche Technik Sie bereits in ihrem Haus haben und was in Zukunft eventuell noch dazukommt. Außerdem spielt natürlich die Empfindlichkeit der vorhandenen Geräte sowie die Vernetzung eine entscheidende Rolle. Am Ende sollten Sie wie bei jeder wohl überlegten Investition den zu schützenden Wert gegen die Kosten der Schutzeinrichtung abwägen.

Meist ohne nennenswerte Wirkung sind hingegen besonders preisgünstige Mehrfachsteckerleisten mit integriertem Überspannungsschutz. Ohne eine vorgeschaltete innere Blitzschutzeinrichtung bieten diese nach Informationen des TÜV Rheinland im Fall einer Überspannung keinen nennenswerten Schutz für angeschlossene elektronische Geräte. Sparen Sie sich also die Anschaffung solcher vermeintlich günstigen Alternativen und kaufen Sie geprüfte Qualität oder lassen Sie sich gleich vom Fachmann beraten.

Weitere Hinweise zur Vorbeugung gegen Überspannungsschäden finden Sie im Ratgeber-Artikel Überspannungsschäden durch Gewitter

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Quellen / Anmerkungen

Blitzschutz lohnt sich: Ratgeber Bayrischer Rundfunk
Immobilienschutz: Cash online
Überspannungsschutz: Verband der Elektrotechnik