So schützen Sie Ihr Eigenheim vor der nächsten Überschwemmung

Sind Sie diesen Sommer auch abgesoffen? Und damit meine ich nicht die angenehme Variante, wenn Sie im Urlaub feststellen, dass Sie mitsamt undichter Luftmatratze im Pool der spanischen Hotelanlage versinken. Sondern die Variante „absaufen“, wenn Sie nach dem Aufwachen in den eigenen vier Wänden entdecken, dass sich Keller oder gar Erdgeschoss in Ihre ganz persönliche Poolanlage verwandelt haben und von Ihrer Katze, dem Periskop eines U-Boots gleich, nur noch die Schwanzspitze oder ein Pfote aus dem Wasser ragt.
Glück für Sie, wenn Ihnen ein solches Erlebnis erspart geblieben ist. Denn Starkregen und Hochwasser haben in vielen Teilen Deutschlands millionenschwere Überschwemmungsschäden angerichtet. Monsunartige Regenfälle überfluteten die Straßen unserer Bundeshauptstadt Berlin, tagelanger Dauerregen in Südniedersachsen ließ kleine Bäche zu reißenden Strömen anschwellen und sorgte unter anderem in der Domstadt Hildesheim für historische Höchststände.

Kater Sebastian im Hochwasser

Kater Sebastian im Hochwasser

Nun sagen Sie sich vielleicht: „Das ist alles weit weg, bei mir gab es noch nie bedrohliche Überschwemmungen. Warum soll ich mir über etwas Sorgen machen, von dem ich nicht betroffen bin?“ Dann muss ich Ihnen antworten: Vorsicht vor Mutter Natur! Die schert sich nämlich einen feuchten Kehricht darum, ob Sie mit ihr rechnen oder nicht. Und wenn es Sie unvorbereitet trifft, dann umso heftiger. Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes warnen: Nicht nur die Zahl von Starkregen- und Hochwasserereignissen nimmt zu, sondern immer häufiger trifft es dabei auch Gebiete, die bislang nicht als gefährdet eingestuft sind. Mit fatalen Folgen für die Anwohner. Denn nur wenige Deutsche haben ihr Eigenheim gegen Überschwemmungen abgesichert. Glücklicherweise lässt sich Ihr Haus mit gezielten baulichen Maßnahmen effektiv schützen.

Wasser findet immer einen Weg

Den ersten Schritt für mehr Sicherheit haben Sie bereits getan: Informieren Sie sich.
Als Eigentümer sollten Sie sich mit dem individuellen Gefahrenpotenzial am Standort Ihres Hauses vertraut machen und entsprechende Schutzmaßnahmen treffen. Verlassen Sie sich nicht auf kommunale Schutzeinrichtungen wie Rückhaltebecken oder Dämme, denn längst ist der nächstgelegene Fluss nicht mehr die einzige Bedrohung bei starken Unwettern. Ob Starkregen, Kanalrückstau oder steigendes Grundwasser – die Gefahrenquellen für Überschwemmungen sind vielseitig und die Vorteile privater Vorsorgemaßnahmen nicht mehr von der Hand zu weisen. Damit Sie Ihr Eigenheim effektiv schützen können, habe ich im Folgenden die unterschiedlichen Gefahrenquellen sowie die besten Vorsorgemaßnahmen für Sie aufgelistet.

Überschwemmungsgefahren außerhalb des Hauses

Hochwasser
Die klassische Variante. Flüsse und Bäche treten über die Ufer, überschwemmen Straßen und ganze Siedlungen. Bei lang anhaltendem Hochwasser können selbst vorhandene Schutzmaßnahmen wie Deiche, Rückhaltebecken oder Schutzmauern von den Wassermassen überflutet, unterspült oder gar durchbrochen werden. Die Vorwarnzeit für Hochwasser ist abhängig von den Ursachen. So kann beispielsweise vor einem Hochwasser durch Schneeschmelze früher gewarnt werden, als vor einem durch heftige Regenfälle.

Starkregen und Sturzfluten
Das plötzlich einsetzende Wetterphänomen. Egal wo Sie Ihr Haus gebaut oder gekauft haben, Überschwemmung durch Starkregen kann Sie überall treffen. Und das ohne Vorwarnung. Wie gefährdet Sie sind, hängt unter anderem von der topographischen Lage Ihres Hauses ab: Liegt das Gebäude in Hügel oder Bergnähe und damit im Fließweg einer möglichen Sturzflut? Droht eine Überschwemmung in einer Geländesenke? Auch große Dachflächen werden bei Starkregen zu einer Gefahr, wenn Regenrinnen überlastet sind und das abfließende Wasser über längere Zeit gegen die Fassade prallt.

So sorgen Sie vor:

  • Bodenschwellen und Bodensenken: platziert an der richtigen Stelle können Sie Wassermassen so gezielt von Ihrem Haus wegleiten.
  • Schutzelemente vor Öffnungen: Fenster, Türen, Kellerzugänge und Lichtschächte sind bei einer Überschwemmung potenzielle Schwachpunkte. Mit der Installation von Aufkantungen und speziellen Schutzblechen können Sie Öffnungen effektiv gegen eindringendes Wasser abdichten.
  • „Schwarze Wanne“: Ihr Haus ist kein Boot, die Wände sind nicht wasserdicht. Damit bei einer Überschwemmung das Wasser nicht in die Hauswand zieht, sind regelmäßige Bitumenanstriche oder deckende Kunststoffbahnen eine bewährte Methode Ihr Haus nachträglich von außen gegen Wasser und Feuchtigkeit abzudichten.

Hochwasser-Schutz durch schwarze Wanne

Überschwemmungsgefahren innerhalb der eigenen vier Wände

Kanalrückstau
Die Gefahr aus den Rohren. Bei extremen Regenfällen stoßen kommunale Abwassersysteme schnell an ihre Grenzen. Die Folge ist ein Rückstau, bei dem das Wasser aus allen Öffnungen drückt. Wenn Sie über keine Rückstausicherung verfügen, dann eben auch aus den Sanitärinstallationen Ihres Hauses. Zusätzlich kann das aus öffentlichen Kanalöffnungen drückende Wasser zur Gefahr werden, wenn es über die Straße bis auf Ihr Grundstück schwemmt.

Grundwasser
Die unterschätzte Gefahr. Wenn es von oben wie aus Eimern gießt, denkt kaum jemand an die Gefahr von unten. Nachvollziehbar, denn der steigende Grundwasserpegel ist als Bedrohung nicht sichtbar, kann aber dennoch schwere Schäden zur Folge haben. Grundwasser kann in Keller und tiefliegende Erdgeschosse eindringen. Dabei ist die Wassermenge häufig geringer als bei Überschwemmungen von der Oberfläche, aber die größte Gefahr geht von der Staunässe aus. Dauerhafte Schäden an Fundament und Wänden können die Folge sein.

So sorgen Sie vor:

  • Rückstausicherungen: Der Name sagt alles. Ihre Wasseranschlüsse sollten Sie mit Ventilen, Klappen oder Pumpen gegen rückstauendes Wasser aus dem Kanalnetzwerk absichern. Besonders wichtig für den Anschluss an die Schmutzwasserkanäle, ansonsten kann ein unerwünschtes Wiedersehen die Folge sein.
  • Regelmäßige Reinigung von Abläufen, Rohren und Regenrinnen: die teuerste Installation hilft Ihnen nicht, wenn Sie die regelmäßige Wartung vernachlässigen. Achten Sie darauf, dass Abläufe und Rohre immer freigehalten und regelmäßig gereinigt werden.
  • „Weiße Wanne“: Das Gegenstück zur „Schwarzen Wanne“ ist wesentlich kostenintensiver. Außenwände und Bodenplatte werden dabei aus wasserundurchlässigem Beton gefertigt. Zusätzliche Dichtungsmaßnahmen sind dann nicht erforderlich. Die Hauswände müssen zusätzlich verstärkt werden, um bei Hochwasser einem ansteigenden Druck von außen standhalten zu können. Im Notfall müssen tiefer liegende Räume gezielt geflutet werden, um Gegendruck zu erzeugen. Nur für Neubau eine Option.

Grundwasser-Schutz durch weiße Wanne

Wichtig zur Schadensvorbeugung gegen jede Art von Überschwemmung ist die vorausschauende Installation von Elektrik, Maschinen und Heizungsanlagen. Vermeiden Sie in Keller, Souterrain und Garagen niedrige Steckdosen und elektrische Leitungen. Stellen Sie Waschmaschine und Trockner auf erhöhte Podeste. Sichern Sie Öltanks und Heizungsanlagen gegen eindringendes Wasser und Aufschwemmen.
LEBENSGEFAHR!
Schalten Sie Anlagen und Elektrik im Ernstfall frühzeitig ab. Betreten Sie niemals bereits überflutete Keller, um noch etwas zu retten. Wenn doch noch Strom fließen sollte, besteht akute Gefahr für Ihr Leben.

Den Versicherungsschutz in der Hinterhand

Trotz sorgfältiger Vorsorge und Absicherung können Sie nicht alle Schäden abwenden. In diesem Fall hilft eine Elementarschadenversicherung. Diese sollten Sie unbedingt als zusätzliche Option zu Wohngebäude- und Hausratversicherungen abschließen. Damit sind Sie auch gegen Schäden durch Erdrutsche, Lawinen, Schneedruck und vieles mehr abgesichert. Alles Wissenswerte rund um die Elementarschadenversicherung erfahren Sie in meinem Beitrag:
Schutz vor den Launen der Natur“.