Über kaum ein Thema wird gesellschaftlich so oft kommuniziert wie über das Wetter. Wir sprechen, lesen und hören täglich davon. Unser Interesse an Sonnenscheindauer, Regenwahrscheinlichkeit und Temperaturentwicklung scheint schier unendlich zu sein. Aus Zeitungen und dem Programm von Radio- und Fernsehsendern sind Wetterprognosen nicht mehr wegzudenken. Natürlich hat das Wetter auch längst den Weg auf unsere Mobiltelefone gefunden. Wer heute im App-Store seines Smartphones den Suchbegriff „Wetter“ eintippt, der wird geradezu erschlagen vom Angebot. Dort gibt es Wetter-Apps für Wintersportler, für Landwirte und für Segler. Manche Applikationen präsentieren Ihnen die Vorhersagen je nach Wetterlage mit glücklich oder traurig dreinblickenden Tierwelpen.

Doch derlei Spielereien sagen noch nichts über die Qualität der Vorhersagen aus. Wie genau Sonnenscheinprognose und Regenradar letztendlich sind, das hängt vor allem von den Daten ab, mit denen eine App gefüttert wird. Viele kostenlose und vorinstallierte Apps arbeiten in der Regel auf der Grundlage globaler Wetterdaten und –berechnungen, welche die App-Entwickler aus den USA beziehen. Ein wesentlicher Nachteil: zuverlässige lokale Prognosen in Deutschland sind damit kaum möglich. Deutlich exaktere Vorhersagen liefern hingegen europäische und nationale Wetterdienste, deren Daten sich auf große Netzwerke von Messstationen und Beobachtern vor Ort stützen.

Zu den bedeutenden Wetterdiensten in Deutschland und Europa zählen unter anderem:

  • Deutscher Wetterdienst (DWD): Der nationale meteorologische Dienst der Bundesrepublik Deutschland. Seine Hauptaufgabe: Die Warnung vor wetterbedingten Gefahren sowie die Überwachung und Dokumentation des Klimas. Dafür greift die Bundesbehörde auf das deutschlandweit größte Netzwerk an Wettermessstationen zurück (51 Wetterwarten, 16 Flugwetterwarten, 131 hauptamtliche und 1794 nebenamtliche Wetterstationen). Im Rahmen der Grundversorgung bietet der DWD einen kostenlosen täglichen Wetterbericht für das Gebiet der Bundesrepublik.
    Erst im November 2017 wurde der Leistungsumfang der kostenlosen DWD-App „WarnWetter“ deutlich eingeschränkt. Der Verband Deutscher Wetterdienstleister (VDW) hatte eine entsprechende Klage initiiert. Die privaten Wetterdienstleister fürchteten um ihre Geschäftsgrundlage. Seitdem sind über die kostenlose App nur noch meteorologische Daten zu Wettererscheinungen verfügbar, „die zu einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung führen können“ sowie „Informationen aus der Überwachung der Atmosphäre auf radioaktive Spurenstoffe“. Der Gesetzgeber stellt mit dem Urteil sicher, dass der DWD nicht mehr als Konkurrent auf einem Markt auftritt, dessen Teilnehmer er zum Teil selbst mit kostenpflichtigen Daten beliefert.
    https://dwd.de
     
  • Meteoalarm: Das Unwetterportal des Interessen- und Dachverbandes nationaler Wetterwarndienste in Europa (EUMETNET). Meteoalarm gibt aktuelle Warnungen für alle Arten von Unwetterphänomenen aus (Wind, Schnee, Eis, Gewitter, Nebel, Hitze, Kälte, Sturmfluten, Waldbrand, Lawinen und Regen). Das Portal ist das Ergebnis einer Kooperation von 34 Wetterdiensten, die sich nach den verheerenden Zerstörungen des Orkans Kyrill im Jahr 2007 für eine bessere Vernetzung der Warndienste in Europa einsetzten.
    https://meteoalarm.eu
     
  • Skywarn: Ein in mehreren Staaten verbreitetes Netzwerk von ehrenamtlichen Wetter-Beobachtern (Spottern). Skywarn steht in enger Zusammenarbeit mit vielen Wetterdiensten, Medien und anderen Partnern. In Deutschland befindet sich das Netzwerk allerdings noch im Aufbau. In den USA ist es hingegen bereits sehr verbreitet. Jede „Spotter“-Meldung wird unmittelbar an Abonnenten im Unwettergebiet weitergeleitet. Viele Wetterdienste nutzen die Daten von Skywarn, um ihre Meldungen und Unwetterwarnungen zu präzisieren. Für eine Meldung bestehen klar definierte Richtlinien, um die Relevanz der Daten zu gewährleisten.
    https://skywarn.de
     
  • European Cooperation for Lightning Detection (EUCLID): Dank der Daten des europaweiten Verbundes von Blitz-Ortungsdiensten lassen sich Blitze in Europa bis auf 100 Meter genau verorten. In Deutschland trägt unter anderem die Siemens AG seit 1991 mit 32 Messstationen zur Datenerhebung bei. Zahlende Abonnenten des kommerziellen „Blitz-Informationsdienstes von Siemens“ (BLIDS) erhalten aktuelle Warnhinweise mit genauen Ortsangaben der Wetterphänomene. Auf kostenlosen Übersichtskarten sind die Blitzdaten der letzten 120 Minuten ablesbar.
    http://euclid.org
     
  • Blitzortung.org (lightningmaps.org): Die Open-Source-Alternative zu BLIDS. Blitzortung.org ist ein weltweites Gemeinschaftsprojekt zur Ortung von Gewitterblitzen in Echtzeit. Das Projekt dient rein informativen Zwecken, weshalb die Daten nicht zur Risikoanalyse von Versicherern oder für kommerzielle Gewitterwarnsysteme verwendet werden dürfen.
    http://de.blitzortung.org
     

Sie sind auf der Suche nach einer App mit zuverlässigen Wetterprognosen?

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat erst kürzlich zehn der populärsten Wetter-Apps getestet. Ausschlaggebende Kriterien waren dabei die Vorhersagegenauigkeit, die Benutzerfreundlichkeit und natürlich die Datensicherheit. Wenig überraschend überzeugten vor allem die kostenpflichtigen Applikationen. Die ausführlichen Testergebnisse finden Sie hier.

Aber bedenken Sie: Das Geschäft mit dem Wetter ist niemals zu 100 Prozent sicher. Meteorologen warnen eindrücklich davor, sich auf Vorhersagen zu verlassen, die über eine 3-Tage-Prognose hinausgehen. Viel mehr sprechen Meteorologen dann von einem Wettertrend. Und mit Trends ist es beim Wetter wie in der Mode: Sie können sich jederzeit ändern.

 
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