Über 10 Jahre sind vergangenen seit Al Gore mit der Dokumentation „Eine unbequeme Wahrheit“ erstmals eine breite Masse der weltweiten Öffentlichkeit für das Thema Klimaschutz sensibilisierte. Mit eindrucksvollen Bildern und fundierten Forschungsergebnissen zeichnete er ein düsteres Bild von der Zukunft unseres Planeten. Seine Mahnung damals: Werden die von Menschen verursachten Treibhausemissionen nicht reduziert, müssten wir mit zunehmenden Wetterextremen in bislang unbekanntem Ausmaß rechnen. Heute wissen wir, dass die damaligen Prognosen noch übertroffen wurden. Der Erde erwärmt sich schneller als befürchtet und Naturkatastrophen brechen in immer kürzeren Abstände historische Rekorde.

Der neue Film mit Al Gore trägt den Titel „Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft“ und ist seit heute im Handel erhältlich. In deutschen Kinos wurde die Fortsetzung der oscarprämierten Doku aus dem Jahr 2007 erstmals im September 2017 gezeigt. Dabei hat der Film nicht annähernd ein so großes mediales Echo und Umdenken in der Bevölkerung ausgelöst wie sein Vorgänger. Woran das liegt? Das mag zu einem gewissen Teil daran liegen, dass Gore und sein Team längst nicht mehr die einzigen Klimaschützer sind, denen medial Gehör geschenkt wird. Mittlerweile erscheinen täglich neue Nachrichtenbeiträge zu Klimawandel, CO2-Ausstoß und Co. Wir könnten den Menschen also eine gewisse Sättigung gegenüber dem Thema unterstellen.

Al Gore - Immer noch eine unbequeme Wahrheit

Oder liegt es vielleicht doch am Film selbst? Denn an die eindrucksvolle Bildgewalt seines Vorgängers kann der Streifen nicht anknüpfen. Überhaupt gibt es wenige neue Fakten zum Klimawandel. Dafür ist mehr von Al Gore zu sehen. Der ehemalige Vize-Präsident der USA war nämlich nicht untätig. Seit seinem Kinoerfolg vor zehn Jahren reist er weiter um die Welt, rekrutiert neue Klimaschützer, bildet den Nachwuchs aus und trifft sich mit Politikern sowie jungen Visionären, die mit neuen umweltfreundlichen Technologien die Zukunft des Planeten retten wollen. All das bekommen wir als Zuschauer ausführlich zu sehen. Al Gore schlüpft in die Rolle eines Kreuzritters für den Klimawandel, der an unzähligen Fronten gleichzeitig vertreten scheint. Der Film schreibt Gore sogar eine tragende Rolle bei den Verhandlungen während des Weltklimagipfels in Paris 2015 zu. Jedoch wurde Gores Anteil am erfolgreichen Abschluss des Klimaschutzabkommens und den vorangegangenen intensiven Verhandlungen mit indischen Landesvertretern bereits zum Kinostart öffentlich diskutiert und von vielen angezweifelt. Dabei hat der Friedensnobelpreisträger eine derartige Heldeninszenierung gar nicht nötig. Schließlich stehen sein Renommee und seine Verdienste in Sachen Klimaschutz außer Frage.

Diese Kritik bedeutet nicht, dass die Dokumentation nicht zu überzeugen weiß. Vereinzelt schafft es der Film sogar an die Stärken des ersten Werkes anzuknüpfen. „Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft“ überzeugt letztendlich dank der Menschen, die Al Gore auf seinen Reisen besucht. Menschen wie die Arktisforscher, denen der Schreck deutlich anzumerken ist, mit welcher Geschwindigkeit die Eismassen unseres Planeten schmelzen. Oder der Bürgermeister von Miami im eigentlich sonnigen Florida, der nahezu täglich mit überschwemmten Straßen zu tun hat. Am überzeugendsten ist der Film in dem Moment, als Gore die Regionen Südostasiens besucht. Dort wütete im November 2013 der „Typhoon Haiyan“. Es war einer der schwersten jemals registrierten Wirbelstürme. Eindrucksvoll und emotional wird dem Zuschauer vor Augen geführt, in welchem Ausmaß Menschen in ärmeren Ländern der Welt unter den zunehmenden Katastrophen leiden müssen.

Eine unbequeme Wahrheit
 
„Die am häufigsten kritisierte Szene in ‚Eine unbequeme Wahrheit‘ war die Darstellung, wie der Anstieg der Meeresspiegel, verstärkt durch Sturmfluten das 9/11-Memorial überschwemmt“, sagt Gore, als er auf einer Bühne vor einigen Nachwuchs-Klimaschützern referiert. Viele Skeptiker und Leugner des Klimawandels hätten dem Film daraufhin maßlose Übertreibung in seinen Prognosen unterstellt. Die nächste Szene der neuen Doku zeigt Bilder aus der Nacht, als Hurricane „Sandy“ im Oktober 2012 New York erreichte. Eine Sturmflut peitscht durch die Straßen der Weltmetropole und flutet das damals noch im Bau befindliche 9/11-Memorial. Aus düsterer Prognose ist traurige Realität geworden – und es nicht die einzige.

Fazit:

„Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft“ zeigt den fortwährenden Kampf eines Klimaschützers, wie es wohl nur wenige auf der Welt gibt. Doch der Film liefert kaum neue Erkenntnisse und Fakten. Stattdessen geht es um Al Gore. Zu viel für meinen Geschmack. Das Sequel kann mit einigen Szenen glänzen, überzeugt aber bei weitem nicht so sehr von der Notwendigkeit einer Veränderung im Umgang mit unserer Erde wie sein Vorgänger.
Nichtsdestotrotz ein sehenswertes Werk, in dem sich viele Warnungen und düstere Vorhersagen des ersten Films bewahrheiten.

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