„Lightning never strikes twice“

Eine alte Binsenweisheit besagt, dass Blitze niemals zweimal in dieselbe Stelle einschlagen. Roy Sullivan hätte dieser Behauptung vermutlich vehement widersprochen. Der US-Amerikaner aus dem Bundesstaat Virginia hält bis heute einen Weltrekord, auf den er wohl lieber verzichtet hätte: sieben Mal ist der Nationalpark-Ranger vom Blitz getroffen worden, sieben Mal hat er überlebt. Beim ersten Schlag 1942 verlor er einen Zehennagel, Jahre später eine Augenbraue, dann versengte ein Blitz seine Schulter, ein weiterer schmorte ihm die Haare von Kopf und Beinen, einer fuhr ihm in den Knöchel und der letzte Blitz 1977 verbrannte seinen Oberkörper. So steht es zumindest im Guinnessbuch der Weltrekorde.

Dass Roy Sullivan gleich sieben Blitzschläge überlebt hat, liegt wohl vor allem daran, dass er wie die meisten Opfer (95 Prozent) nur indirekt getroffen wurde. In besagten Fällen schlägt der Blitz zuerst in Wasser, Boden, Bäume oder Bauwerke ein und trifft Menschen durch leitende Stoffe oder springt auf ihn über. Wissenswert ist an dieser Stelle, dass Blitze eine Entfernung bis zu 4,5 Meter überspringen können. Das sollten Sie vor allem dann berücksichtigen, wenn Sie Schutz vor einem Gewitter suchen. Denn auch die Auswirkungen eines indirekten Blitzeinschlags können schwere Verletzungen oder sogar den Tod zur Folge haben.

Was genau passiert bei einem Blitzeinschlag?

Blitze sind Entladungen infolge einer elektrostatischen Aufladung der wolkenbildenden Wassertröpfchen, wie sie typischerweise bei Gewittern auftreten. Sichtbar werden diese Entladungen durch einen Lichtbogen in den Wolken oder zwischen Wolken und Boden. Blitze erreichen Stromstärken von mehreren Zehntausend Ampere und können bis zu 30.000 Grad heiß werden. Dadurch erklärt sich auch ihre verheerende Wirkung beim Einschlag: Schlägt ein Blitz beispielsweise in Objekte wie feuchtes Mauerwerk oder einen Baum ein, verdampft das gespeicherte Wasser explosionsartig. So werden selbst gesunde und stabile Bäume gespalten. Für den Menschen sind direkte Treffer in den allermeisten Fällen tödlich.

Wann sollte ich Schutz suchen?

Wenn Sie ohne Messgeräte abschätzen wollen, wie weit ein Gewitter entfernt ist, hilft eine einfache Rechenregel. Teilen Sie die Sekundenzahl zwischen Blitz und dem ersten Donnergrollen durch drei und Sie erhalten die ungefähre Entfernung in Kilometern. Allerdings warnen Experten davor sich anhand dieser Regel in Sicherheit zu wiegen, sollten Sie sich während eines Gewitters tatsächlich draußen aufhalten. Denn Untersuchungen zeigen, dass die meisten Menschen eine Sekunde nicht korrekt abschätzen können. Deshalb gilt grundlegend: Suchen Sie Schutz beim ersten Donner und gehen Sie erst wieder nach draußen, wenn seit dem letzten Grollen mindestens 30 Minuten vergangen sind.

Aber wo ist es eigentlich sicher?

Im Freien gibt es keinen zuverlässigen Schutz. Blitze suchen sich das nächstgelegene hohe Objekt. Ragt auf einer Fläche also ein Baum oder Gebäude heraus, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieses getroffen wird. Deswegen sollten Sie sich auch niemals Schutz unter Bäumen oder in der Nähe von Masten oder ähnlich hohen Objekten suchen. Werden Sie tatsächlich einmal auf freiem Feld von einem Gewitter überrascht, sollten Sie sich eine Geländesenke suchen und dort in die Hocke gehen. Legen Sie sich nicht flach auf den Boden, denn dann bietet Ihr Körper eine zu große Angriffsfläche.

Kater Sebastian im Sturm

Kater Sebastian vom Blitz getroffen

Am sichersten sind Menschen innerhalb von Autos und Zügen, denn diese Wirken wie ein „Faradayscher Käfig“ und schirmen Insassen durch die äußere Metallummantelung vor dem Strom ab. Auch Häuser bieten einen hohen Schutz. Allerdings sind elektronische Einrichtungsgegenstände bei Gewitter stark durch Überspannungsschäden gefährdet und sollten deshalb vom Stromnetz getrennt werden.

Zwar erhöhen metallische Gegenstände wie Uhren oder Schmuck nicht das Risiko vom Blitz getroffen zu werden, allerdings können Sie im Ernstfall schwere Verbrennungen auf der Haut eines Blitzopfers verursachen und sollten deshalb bei Gewitter abgelegt werden. Auch Ansammlungen von Menschen sollten gemieden werden, denn die Gefahr ist groß, dass Blitze von einem Opfer auf den nächsten Menschen überspringen. Auch wenn der Widerstand sich zu trennen groß ist, wenn sie als Gruppe im Freien von einem Gewitter überrascht werden: Ein Sicherheitsabstand von etwa sechs Metern sollte eingehalten werden.

Was tun, wenn jemand vom Blitz getroffen wurde?

Leisten Sie wie bei anderen Unfällen normal Erste Hilfe. Sie brauchen keine Angst zu haben, das Opfer anzufassen, denn nach einem Blitzschlag verbleibt kein Reststrom im Körper. Für Helfer geht vom Opfer also keine Gefahr aus. Ein Blitzschlag kann beim Betroffenen Herz und Atmung aussetzen lassen. Wählen Sie in so einem Fall den Notruf und beginnen Sie danach umgehend mit der Wiederbelebung. Blitzopfer tragen darüber hinaus nicht selten Verbrennungen davon. Diese Wunden sollten allerdings nicht ohne medizinische Fachkenntnis behandelt werden. Decken Sie die betroffenen Stellen mit möglichst sterilen Textilien ab, um Infektionen zu vermeiden.

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Quellen / Anmerkungen

Einen Blitzschlag überleben: Guinness Buch der Rekorde
Vor Blitzen schützen: Süddeutsche Zeitung
Verhalten bei Gewitter: NDR Ratgeber Gesundheit