Was Überspannungsschäden anrichten können
Zu den häufigsten Schäden in der Hausratversicherung gehören seit Jahren die Schäden an elektronischen Geräten durch Überspannung, also verursacht durch Blitzeinschläge oder -entladungen in der Nähe.
Wichtig: Ein Blitz muss nicht unbedingt auf dem Boden einschlagen um Schäden anzurichten!
Die meisten Geräte im Haushalt sind diesbezüglich recht robust und überstehen kleinere Spannungsschwankungen im Netz ohne Folgen. Auch Computer sind weniger empfindlich geworden durch den Einsatz besserer Netzteile und vorgeschaltete Steckdosenleisten mit Überspannungsfilter.
Größere Spannungsspitzen lösen in der Regel bereits Sicherungen in regionalen Verteilerstellen oder auch in der Hausverteilung aus.
Außer Acht gerät dabei jedoch, dass ein erheblicher Anteil der Schäden nicht über das Stromnetz, sondern über das Telefonnetz verursacht werden. Es genügt also nicht, die Netzstecker zu ziehen, wenn ein Gewitter aufzieht. Und so stapeln sich in den Schadenabteilungen der Versicherer nach einer größeren Gewitterserie die Meldungen über durchgebrannte Router.
Nun brennen die nicht wirklich durch. Ein äußerlicher Schaden ist nicht erkennbar. Oftmals ist der Router auch weiterhin ansprechbar und zeigt sogar bei einer Selbstdiagnose im Wartungsmenü keine Defekte an. Doch lässt sich keine Internetverbindung via DSL mehr aufbauen. Typische Vertreter für solche Fälle sind die bekannten Fritzboxen des Herstellers AVM, Speedport-Router der Telekom und Geräte der verschiedenen Provider, die zwar anders aussehen, aber Fritzbox-Technik beinhalten.
Jetzt verursacht so eine Fritzbox nicht unbedingt eine Schadenssumme, die schlaflose Nächte bereitet. Doch wenn so etwas angesichts der immer häufiger auftretenden Unwetter in unseren Breiten zum zweiten oder dritten Mal passiert, kann das unangenehme Folgen haben:
Und zwar, dass der Versicherer trotz nur geringer Schadensummen allein aufgrund der Schadenhäufung den Vertrag kündigt. Und bei einem neuen Versicherer einzudecken ist mit mehreren Vorschäden auch eher schwierig.
Diese empfindlichen kleinen Boxen stellen also ein Risiko für den Schutz des übrigen, ungleich wertvolleren Haushalts dar.
Was kann man also tun?
Vorbeugen durch Technik:
Wenn man einen Speedport-Router der Telekom verwendet, sollte der DSL Anschluss immer mit dem mitgelieferten dünnen grauen Kabel (dem so genannten Signaturkabel) erfolgen. Dieses hat bereits einen Blitzschutz integriert und so muss im Schadenfall nur ein Kabel für ca. 5 Euro ersetzt werden.
Die vielfach angebotenen Steckdosenleisten mit Überspannungsfilter, die auch RJ45-Buchsen für DSL-Kabel aufweisen können helfen. Ihr Einsatz ist jedoch nur sinnvoll, wenn das DSL-Signal an Ihrem Standort relativ stark ist, da die Signale vom Filter zusätzlich gedämpft werden und es bei einer schwächeren Anbindung zu vermehrten Verbindungsabbrüchen führen kann.
Plant man ein neues Eigenheim oder die Erneuerung der Hauselektrik ist es sinnvoll, die DSL-Leitungen mit einzubeziehen. Dafür gibt es spezielle Überspannungsableiter, die im Verteilerkasten montiert werden. Der Elektriker Ihres Vertrauens kann da sicher helfen.
Vorbeugen durch Aufmerksamkeit:
Bekanntlich hat der Wetterbericht im Fernsehen immer sensationell hohe Zuschauerquoten und die entsprechenden Webseiten der Wetterdienste sind stark frequentiert. Kündigt sich also in Ihrer Region ein Unwetter an, so ziehen Sie bitte vorsorglich die Stecker der empfindlichen elektronischen Geräte ab und trennen Sie den Router vom Telefonnetz.
Keine Überspannungssteckdose schützt so sicher wie ein abgezogenes Kabel!
Müssen Sie zuhause arbeiten oder brauchen Sie die Internetverbindung möglichst durchgehend gibt es zwei Wege:
Sie können den Router vom DSL-Netz trennen und die Internetfunktion Ihres Smartphones nutzen. Fast alle Geräte bieten die Funktion „Mobile Hotspot/Tethering“. Sie stellt ein W-Lan bereit, in das Sie sich zum Beispiel mit einem Notebook einwählen können. Keine Angst – wenn Sie in dieser Zeit nicht gerade Webradio hören oder Videos abrufen, ist das verbrauchte Datenvolumen meist locker im Rahmen Ihres Handyvertrags enthalten.
Oder Sie beobachten das aufziehende Gewitter mit Hilfe dieser Seite:
https://www.lightningmaps.org
Dort sehen Sie praktisch live (also mit ein paar Sekunden Verzögerung) alle von den Sensoren erfassten Blitze (nicht nur Einschläge). Für Deutschland und weite Teile Europas ist diese Überwachung lückenlos und sehr präzise. So sehe ich während ich diesen Text tippe, dass es gerade sehr unangenehm sein muss, auf Gibraltar spazieren zu gehen. 😉
Sie können also recht gut abschätzen, ob ein Gewitter weit vorbeizieht, sich nähert oder entfernt. Treten die Blitze im Umkreis von etwa 20km auf, sollten Sie dann wirklich eine Pause einlegen und die Stecker ziehen.
Es gab ein Gewitter und meine Internetverbindung ist tot. Was mache ich jetzt?
Ein gutes Buch lesen vielleicht. 😉 Nein, im Ernst:
Falls Sie einen Router der Telekom mit dem grauen Kabel angeschlossen hatten, prüfen Sie einfach mit einem normalen Netzwerkkabel, ob damit eine Verbindung hergestellt werden kann. Wenn ja – Ersatz bekommen Sie in jedem T-Punkt. Wenn nein – rufen Sie zunächst den Kundenservice an und fragen Sie, ob es in Ihrem Bereich eine Leitungsstörung gibt. Der Kundendienst kann ihren Router auch von außen „anpingen“ und so prüfen, ob das Gerät noch lebt.
Falls Sie einen anderen Router verwenden und dieser zeigt zumindest noch leuchtende Lämpchen, trennen Sie ihn für etwa eine Minute vom Netz. Versuchen Sie dann zunächst, das Gerät vom Computer aus anzusprechen und die Verbindung neu aufzubauen. Gelingt dies nicht, wenden sie sich bitte an Ihren Provider und fragen nach einer eventuellen Leitungsstörung. Auch wenn das nicht zu einem Ergebnis führt – gönnen Sie Ihren Geräten ein paar Stunden Ruhe. Wir haben schon öfter erlebt, dass es bei einem Neustart am nächsten Tag so schien, als wäre nie etwas passiert.
Der Router ist eindeutig platt. Was nun?
Sie sollten zunächst prüfen, ob das Gerät noch innerhalb der Garantiefrist liegt. Die Hersteller prüfen im Garantiefall meist selbst, ob ein Überspannungsschaden vorliegt, oder das Gerät aus anderen Gründen nicht mehr funktioniert. Außerdem erhalten Sie meist schnell ein Austauschgerät.
Der Hersteller bescheinigt einen Überspannungsschaden oder die Garantie ist abgelaufen?
Sie haben noch keine Vorschäden in Ihrer Hausratversicherung? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, den Service Ihres Versicherers zu prüfen.
Sie haben bereits einen Vorschaden? Wägen Sie ab, ob es besser ist, den Router selbst zu ersetzen oder ob Sie riskieren möchten, mit dem nächsten Schaden dann Ihren Versicherungsvertrag zu verlieren.
Sie haben bereits zwei Vorschäden? Router erhalten Sie im einschlägigen Fachhandel oder auch online binnen 24 Stunden. Es darf auch ein Gebrauchter von ebay sein…
Ihr Konrad Marks
Info nützlich, wenn auch die technischen Details recht kompliziert sind.
Aber zur Weiterleitung an den Techniker des Vertruens wohl durchaus brauchbar.