Teil 1 – Einführung

Als am ersten Adventswochenende 2005 nach tagelangen Schneefällen und stürmischem Wind die Stromleitungen vereisten und durch die Last über hundert Starkstrommasten wie Streichhölzer umknickten, waren große Teile des Münsterlands für mehrere Tage ohne Strom. Dies kam plötzlich und unerwartet und brachte tausende Menschen in Not.

Denn in einem solchen Fall kommen Sie mit ein paar Kerzen nicht weit. Heizungen arbeiten nicht mehr, Einkäufe sind wegen der elektronischen Kassensysteme auch nicht möglich, kein Telefon, keine Straßenbeleuchtung, kein Abwasser… vieles was wir als selbstverständlich betrachten ist ganz plötzlich nicht mehr gegeben. Der WDR hat zehn Jahre danach eine aufschlussreiche Dokumentation der Ereignisse gedreht. Sie finden sie hier in der Videothek.

Vielleicht haben Sie den Roman „Blackout“ von Marc Elsberg gelesen und schon nach wenigen Kapiteln ging Ihnen durch den Kopf: „Ach Du Schande, daran habe ich ja noch gar nicht gedacht! Das ist ja übel.“ Das Buch ist zwar reine Fiktion, aber ähnliche Katastrophen sind durchaus möglich.

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an private Vorbeugungsmaßnahmen für einen Katastrophenfall denken? Was sollten Sie im Haus haben, um für Notfälle gerüstet zu sein?

Nun, zuerst denken Sie sicher an die folgenden sechs Dinge:
Kerzen, Batterien, Wasser, Konserven, Decken, ein Radio…

Foto Münsterland 2005: „Der Sascha“ CC BY-SA 3.0

Immerhin! Das klingt auch selbstverständlich und machbar. Doch jetzt mal ernsthaft – haben Sie wenigstens diese genannten Dinge auch tatsächlich griffbereit gelagert? Oder dachten Sie schon oft: „Das sollte ich bei Gelegenheit für mich/uns vorbereiten.“ – und haben es doch bisher nicht getan?

Die Gelegenheit ist jetzt! Sofort!
Der Notfall kündigt sich meist nicht lange genug vorher an, um noch gemütlich einkaufen zu gehen.

Und die sechs oben genannten Dinge sind längst nicht alles, was man parat haben sollte. Andererseits muss es sicher nicht gleich ein voll ausgestatteter Bunker mit Vorräten für zwei Jahrzehnte im Untergrund sein. Für alle Eventualitäten können und müssen Sie ohnehin nicht gerüstet sein. Als Küstenbewohner müssen Sie sich nicht auf Lawinen vorbereiten und in den Bergen keine Sturmflut erwarten. Und ein kapitaler Meteoriteneinschlag lässt Ihre Notfallausrüstung ebenso verdampfen wie Sie selbst.
Stürme, Brände und Hochwasser sind hingegen nur allzu reale Gefahren, die Sie unvorbereitet schnell Ihre Existenz kosten können.
 

Welche Vorräte und Maßnahmen sind wirklich wichtig, welche Mengen sind angemessen, wie plane ich das Unplanbare?

Bitte erwarten Sie an dieser Stelle nicht die eierlegende Wollmilchsau – also die allumfassende und für jedermann gültige Anleitung – die gibt es nicht. Zahlreiche Hilfen und Ratgeber finden sich im Internet (die wichtigsten sind weiter unten verlinkt), doch sind die Anforderungen nicht für jeden von uns gleich. Ob Sie allein sind oder Familie haben, ob pflegebedürftige Personen im Haushalt leben oder Haustiere (Katzen ausgenommen), ob Sie auf wichtige Medikamente angewiesen sind oder selbst Verantwortung für andere schutzbedürftige Personen übernehmen wollen oder sogar müssen – all diese Faktoren sind wichtig und müssen individuell betrachtet werden.

Setzen Sie sich in Ruhe hin (sofern vorhanden mit Partner oder Familie), machen Sie eine Bestandsaufnahme und erstellen Sie eine persönliche Checkliste. ( Beispiel) Und das tun Sie bitte innerhalb einer Woche.
Wählen Sie JETZT einen Zeitpunkt dafür (etwa 2 Stunden) und halten Sie ihn ein!
Sie wissen so gut wie ich, dass es sonst wieder auf unbestimmte Zeit verschoben wird; und wir reden bisher nur von der Liste, noch gar nicht von der tatsächlichen Beschaffung.

À propos Beschaffung – natürlich wird das auch Geld kosten, die wichtigsten Dinge sind aber wirklich erschwinglich. Hatten sie in der Vergangenheit einen teuren Sachschaden und haben Ersatz von Ihrer Versicherung erhalten? Ist Ihnen schon mal eine Festplatte im Computer durchgebrannt und Sie haben mit Erleichterung Ihr Backup wiederherstellen können? Dann wissen Sie, wie wertvoll ein wenig Vorsorge sein kann. Und im Katastrophenfall geht es um erheblich mehr – Ihre Gesundheit oder gar Ihr Überleben sollte es Ihnen wert sein.

Es gibt insgesamt fünf Themenbereiche zu beachten:

    1. Vorräte (Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, Geräte)
      • Was brauche ich wirklich?
      • Auf welche Nährstoffe muss ich achten?
      • Für wie lange muss ich vorsorgen?
      • Was ist beim Thema Technik (Radio, Handy, Notstrom etc.) wichtig?
      • Wie und wo lagere ich diese Dinge am besten?
      • Welche Kosten kommen auf mich zu?
    2. Dokumente (persönliche Dokumentenmappe und Anleitungen für den Notfall)
      • Welche Dokumente muss ich schützen?
      • Was ist mit Kopien?
      • Welche Anleitungen brauche ich?
      • Wo bewahre ich die Mappe auf?
    3. Objektbezogene Maßnahmen (Brandschutz, Hochwasserschutz, Fluchtwege, Mobilität)
      • Was passiert in meiner Wohnung im Falle eines Brandes?
      • Welche Räume und Inhalte wären bei Hochwasser betroffen?
      • Wie gelangen alle Personen im Notfall schnell ins Freie oder zu Notunterkünften?
    4. Notfallgepäck (wenn Sie Ihre Wohnung aufgrund einer Bedrohung verlassen müssen)
      • Was muss alles mit? Packe ich erst im Notfall oder vorher?
      • Wo lagere ich das Gepäck?
      • Was benutze ich überhaupt dafür? (Koffer, Tasche, Rucksack)
    5. Aktualität (Auffrischung von Informationen und Vorräten, Wartung)
      • Was ist mit Haltbarkeit und Austausch der Lebensmittel und Batterien?
      • Stimmen Kontaktdaten für den Notfall noch?
      • Sind die Geräte gewartet und einsatzbereit?
      • Wie oft muss ich das alles prüfen?

 

Grundsätzlich gilt:

Haben Sie Partner oder Familie? Dann sollten nicht nur Sie selbst um all diese Dinge bescheid wissen, sondern jeder im Haushalt, auch und gerade die Kinder! Das Gefühl, gut vorbereitet zu sein, hilft im Ernstfall enorm dabei, die Ruhe zu bewahren und gefährliche Panikreaktionen zu vermeiden.

Notunterkunft

Foto Notunterkunft: Stephan Dinges CC BY-NC 2.0

Sprechen Sie auch mit weiteren Angehörigen, Freunden und Ihren Nachbarn darüber, dass Sie für den Notfall vorgesorgt haben. Das ermuntert diese, es Ihnen gleichzutun und zeigt Sie als verantwortungsbewussten Mitbürger. Zudem können manche Probleme besonders gut in nachbarschaftlicher Kooperation gelöst werden.

So ist der Kauf eines eigenen Notstromaggregats für ein einzelnes Eigenheim recht teuer und die Inbetriebnahme innerhalb einer Wohnung ohnehin nicht möglich. Aber wenn sich zwei oder drei Hausbesitzer zusammentun, kann man bereits einen kräftigen Generator anschaffen, der im Ernstfall mehrere Zentralheizungen in Betrieb halten kann. Und wenn sich eine Hausgemeinschaft einig ist, kann ein Aggregat im Keller alle Wohnungen darüber mit der nötigsten Energie versorgen.

Eine gute Richtschnur für den Anfang bietet das Dokument „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“, herausgegeben vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (wird jährlich aktualisiert). Lesen Sie diese Anleitung in Ruhe durch, nicht erst, wenn etwas passiert ist.
Dieses Dokument ist auch in englischer Sprache verfügbar (So können Sie auch Menschen helfen, die nicht unsere Sprache sprechen und die es daher im Ernstfall doppelt schwer haben).

Beide Dokumente sollten Sie ausdrucken (aus naheliegenden Gründen) und mindestens je ein Exemplar zu Ihrer Dokumentenmappe hinzufügen.

In den nächsten Wochen werden in weiteren Artikeln die einzelnen Schritte der oben genannten Themenbereiche gründlich erläutert.

 
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