Starkregen und Hitzewelle sorgen für erneute Teilung Deutschlands

Falls Sie sich jemals gefragt haben sollten, wie chaotisch unser Wetter wohl aussieht, wenn sich die Auswirkungen des Klimawandels „endlich“ bemerkbar machen, dann herzlich willkommen in der Wirklichkeit des Jahres 2017. Lassen Sie uns gemeinsam mit einen Sommer abrechnen, der scheinbar vor allem ein Ziel hatte: Deutschland zu spalten!

Während sich die Deutschen im Süden des Landes bis zu 830 Stunden die Sonne auf den Bauch scheinen lassen konnten, mussten sich Norddeutsche in Sauerland, Harz und Weserbergland mit nur wenig mehr als der Hälfte der Sonnenzeit zufrieden geben. Noch deutlicher wird die klimatische Nord-Süd-Kluft beim Blick auf die Temperaturen: Mit bis zu 27 Tagen mit Höchstwerten über 30 Grad stellte das Jahr 2017 in Süddeutschland sogar die Jahrhundertsommer 1947 (23 Hitzetage) und 1994 (25 Hitzetage) in den Schatten. An der Küste hingegen wurde es nur selten sommerlich. In Hamburg stieg das Thermometer nicht ein einziges Mal über 30 Grad und im Norden Schleswig-Holsteins waren den Ansässigen gerade einmal zwei Tage mit Temperaturen über 25 Grad vergönnt. Trotz allem war 2017 keineswegs ein kalter Sommer für den Norden. Ganz im Gegenteil lagen die durchschnittlichen Temperaturen im Osten und Norden Deutschlands sogar ein bis zwei Grad über dem Vergleichswert der internationalen Referenzperiode für die Jahre 1961 bis 1990.

Am stärksten zeigen sich die Unterschiede jedoch in den lokal begrenzten Rekordniederschlägen, mit denen zahlreiche Ortschaften in Norddeutschland diesem Sommer zu kämpfen hatten. Wo Petrus mit Sonne und sommerlicher Hitze geizte, zeigte er sich mit Regen und Gewittern deutlich gönnerhafter. „Die Mitte Deutschlands wird überschwemmt“ titelte Spiegel-Online am 25. Juli diesen Jahres. Über mehrere Tage waren Südniedersachsen und Teile von Thüringen einem so starken Dauerregen ausgesetzt, dass es zu großflächigen Überflutungen der betroffenen Gebiete kam. Binnen 24 Stunden fielen beispielsweise in Artern (Thüringen) 111 Liter pro Quadratmeter – das ist mehr als doppelt so viel wie sonst im ganzen Monat Juli (50 Liter). Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, über die Ufer tretende Flüsse und vollkommen überlastete Rettungskräfte waren die Folge. Zurückblieben in den betroffenen Gebieten lediglich Millionenschäden.

Ein noch größeres Regenloch war in diesem Sommer nur Berlin, das den niederschlagsreichsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 verzeichnete. Ende Juni gab es rund um Berlin 250 bis 300 Liter an einem Tag – eine halbe Jahresmenge. Der extreme Starkregen verursachte allein in Berlin und Brandenburg innerhalb weniger Tage Schäden in Höhe von 60 Millionen Euro.

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Aber nicht nur monsunartige Regenfälle und daraus resultierende Überschwemmungen trieben den Norddeutschen in diesem Sommer die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Medien waren voll von Schlagzeilen schwerer Unwetter: Orkanartige Windböen knickten reihenweise Bäume um, Gewitter verursachten Schäden durch Blitzeinschläge und massiven Hagel und in der Region um Hamburg wurde sogar ein Tornado gesichtet, der aber glücklicherweise nur kurzen Bodenkontakt in unbesiedeltem Gebiet hatte. Teilweise musste der öffentliche Nah- und Bahnverkehr in manchen Regionen Norddeutschlands komplett eingestellt werden.

Weil solch schwere Unwetter mit hohem Schadenpotenzial allerdings nur lokal begrenzt auftraten, verzeichnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) das Jahr 2017 insgesamt nur als Durchschnitt in der Schadenstatistik. Kaum ein Trost für diejenigen, die der Unwetter-Sommer 2017 mit voller Wucht getroffen hat.

Ein deutliches Überschadenjahr musste die Landwirtschaft hinnehmen: zu trocken im Frühjahr, zu nass im Sommer. Der größte deutsche Landwirtschaftsversicherer „Vereinigte Hagel“ meldete über 419.000 Hektar geschädigte Fläche mit vielen Totalschäden und einer geschädigten Versicherungssumme von rund 814.000 Millionen Euro.

Die zunehmenden Starkregenereignisse mit erheblichen Schadenpotenzialen haben GDV und DWD zum Anlass genommen, um gemeinsam eine Studie durchzuführen. Die Ergebnisse sollen erste Erkenntnisse liefern, in welchen Gebieten statistisch mehr Niederschlag fällt und welche Faktoren das Schadenpotenzial bestimmen. Bislang existieren keine detaillierten und belastbaren Erkenntnisse über Starkregenrisiken in Deutschland.